Mittwoch, 15. Oktober 2008

Die Deutsche Gemeinde

Ausgestattet mit einem großen Pfarrhaus in Potomac, einer der teuersten Wohngegenden der USA, und dem im Untergeschoß untergebrachten und im letzten Jahr neu gebauten Gemeindesaal, bietet die Deutsche Evangelische Gemeinde in Washington eine gute Basis für eine herausfordernde und spannende Gemeindearbeit. Eine eigene Kirche hat die Gemeinde nicht und teilt sich deshalb am Sonntag das Kirchengebäude mit einer lutherischen Gemeinde in Bethesda. Zur Zeit gehören 250 Mitglieder zur Deutschen Gemeinde.
Für die vielen volkskirchlich geprägten Deutsche ist es eine große Umgewöhnung, plötzlich für das Gehalt des Pfarrers sowie sämtliche weiteren Unkosten aufzukommen. Die Gewöhnungsphase ist jedoch sehr kurz, weil die Gemeindeglieder sofort sehen können, wohin ihr Geld fließt.

Wer auf diese Weise direkt Geld für die Gemeinde bezahlt, hat natürlich auch hohe Erwartungen an den Pfarrer. Entsprechend anspruchsvoll ist auch das Auswahlverfahren. Bei der Wahl des derzeitigen Pfarrers wurden aus mehr als 50 Bewerbungen drei Kandidaten ausgewählt, die jeweils für eine Woche nach Washington (inklusive Gattin!) eingeladen wurden. Es galt, eine Probepredigt zu halten und verschiedene offizielle Termine (Weltbank, Deutsche Botschaft usw.) zu meistern.
Pfarrer Dr. Martin Mencke ist seit 2004 „unser Mann in Washington“ - so zumindest kann man es in dem EKD-Pressearchiv lesen. Die Beschreibung ist durchaus zutreffend. In der Gemeinde sind viele Mitarbeitende von Weltbank und deutscher Botschaft sowie deren Angehörige engagiert. Insofern ist der Pfarrer hier schon in gewisser Weise der Botschafter der EKD in der amerikanischen Hauptstadt.

Die Gemeinde hat ebenfalls eine hohe Erwartung an den Gottesdienst und vor allem an die Predigt. Hier gilt es, intellektuellen Anspruch und geistlichen Tiefgang zusammenzubringen. Obwohl es sich Jochen nicht eingestehen wollte, war er vor seiner ersten Predigt sehr aufgeregt. Es hat ihn doch sehr beeindruckt, dass zur Gottesdienstgemeinde beispielsweise Leute wie der 94jährige Baron von Oppenfeld, ehemaliger Adjutant bei Graf von Stauffenberg, oder der zukünftige Schweizer Botschafter in Simbawe gehören.
Auf jeden Fall ein spannendes und hochinteressantes Lernfeld!

1 Kommentar:

schlunki hat gesagt…

Wow! Während ihr die Weltgeschichte verändert, schreiten wir morgen zur AgO-Sitzung in Marburg... Super, dass Gemeindearbeit so vielfältig ist! :-) Liebe Grüße, Daniel